Grußwort von Dr. Günther Wüst zum 15-jährigen Abitreffen 2001

 

 Liebe Neckargemünder Abiturienten des Jahres 1986!

Wohin ist die Zeit entschwunden! Ich meine fast, es sei erst vorgestern gewesen: Ein stattlicher Jahrgang von nahezu 130 Abiturienten verlässt die Schule. Beachtliche Leistungen, viele Preise. Eine niveauvolle Entlassfeier mit guten musikalischen Vorstellungen, u.a. von den Geschwistern Wilms, Meller und Schottelius und einem von Annette Ziegler geleiteten Abiturientenchor. Kafka wird präsent in der Abiturientenrede von Regine Qualmann und Katharina Zwicker. Auf dem Dach des Schulgebäudes installiert Michael Thiele gekonnt eine Figur des Schulleiters aus Pappe. Was der Wecker in seinen Händen zu bedeuten hat? Leute um Frank Hotz setzen dem Jahrgang 1986 ein Denkmal. „Vicimus“. Der Stein ist bis heute nicht zu bewegen, er steht wohl für ewige Zeiten. Gut so.
Jahrgang 86: zu ihm gehören freilich auch die Schülersprecherin Anne-Katharina Sonntag, der Vetovisionsspezialist Christian Kuhnert, der Schlagzeuger Titus Gebel und ein versierter junger Mann, der mir beim Abi-Kabarett fast die Hand wegzauberte. Er verzeihe mir, wenn ich heute um einige Namen ringe. Ich gebe zu, manches ist mir doch entschwunden und nur mit Hilfe des Jahresberichts der Schule (1985/86) aufzufrischen.

Ich freue mich, dass viele Ehemalige inzwischen in verantwortungsvollen Berufen tätig sind und dank ihrer Tüchtigkeit Glück und Erfolg haben.

Ich danke dem Jahrgang 86 für seine ungebrochene Verbundenheit mit der Schule, insbesondere Herrn Holger Thon und seinen Helfern für ihre Mühe um das Jahrgangstreffen am kommenden 22. September. Die Einladung des Jahrgangs nach Heiligkreuzsteinach habe ich an das Lehrerkollegium weiter gegeben. Auch die Namen der Abiturienten von 1986 habe ich im Lehrerzimmer am Schwarzen Brett ausgehängt. Herr Theus, der die Homepage unseres Gymnasiums betreut, wird hier umgehend einen Link zur Internet-Adresse Ihres Jahrgangs 1986 aufnehmen.

Ich würde mich freuen, wenn es einigen unserer Lehrkräfte zeitlich möglich wäre, Ihrer Einladung Folge zu leisten. Ich selbst muss mich leider entschuldigen, da ich just am 22. September bei der seit langem geplanten Wanderung unserer 5. Klassen und ihrer Eltern nicht fehlen darf.

Ich wünsche Ihrem Treffen einen guten Verlauf und grüße Sie alle sehr herzlich mit den besten Wünschen für Sie und Ihre weitere Zukunft!

Ihr Günther Wüst
Neckargemünd, den 17. September 2001


Brief des neuen Rektors, Horst Linier, an unseren Jahrgang (2002)

Liebe Mitglieder des Abi-Jahrgangs 1986,

mit großer Freude erfahre ich von Ihren Bemühungen, die Kontakte untereinander und auch zur Schule langfristig aufrechtzuerhalten. Diese Kontakte mit den
Ehemaligen liegen auch mir als dem neuen Schulleiter des Gymnasiums besonders am Herzen. Deshalb möchte ich Sie über die Entwicklungen am Gymnasium Neckargemünd informieren.

Das Gymnasium Neckargemünd ist im Moment einem vielfältigen Wandel unterworfen: Zunächst einmal wird unser Gebäude endlich einmal gründlich renoviert. Wir bekommen gerade ein neues Dach; und auch im Inneren kann man einige Verbesserungen feststellen. In der letzten Woche haben wir eine große Geländeputzaktion durchgeführt, um die Außenanlagen auf Vordermann zu bringen. Wir hoffen, dass dieser Prozess sich fortsetzen kann; zumal die Attraktivität einer Schule unter anderem auch von den äußeren Rahmenbedingungen abhängt.

Auch personell hat sich einiges geändert. Das Gymnasium Bammental hat uns viele Schüler abgenommen. Der erwünschte Schrumpfungsprozess unserer Schule hat natürlich auch das Kollegium verkleinert. Inzwischen sind wir bei 60 Lehrerinnen und Lehrern angelangt. Ihnen wohl bekannte Lehrer wie Rechenbach, Stachowski, Dr. Langendörfer, Dr. Plesse, Dr. Wüst, Schmiedbach, Anthes sind in die wohlverdiente Pension entlassen worden. Einige Kollegen sind neu zu uns gestoßen, und wir erwarten den Zustrom junger, engagierter, motivierter Kollegen.

Generell ist die Schule im raschen Wandel begriffen. Seit diesem Schuljahr haben wir eine neue Oberstufe, die den Schülern ein Mehr an Unterrichtsstunden beschert. Wir werden demnächst gezwungen sein, für diese Mehrstunden und die damit einhergehenden Freistunden gewisse infrastrukturelle Voraussetzungen zu schaffen. Ab 2004/05 wird sich die gesamte Schullandschaft gründlich ändern. Dann wird nämlich das achtjährige Gymnasium eingeführt. Die Wochenstundenzahl wird dann auch für Unter- und Mittelstufe steigen. Vielfältige schulorganisatorische und fachliche Änderungen werden umzusetzen sein.

Davon sind Sie aber allenfalls dann tangiert, wenn Sie Kinder in der Schule haben oder wenn Sie im Lehrberuf tätig sind.

So wünsche ich Ihnen zum Ende des Jahres ein frohes, besinnliches Fest, einen guten Rutsch ins Neue Jahr und ein erfolgreiches, glückliches und "gesundes" Jahr 2003.

Ich möchte schließen mit dem Appell an die "86er", den Kontakt untereinander und mit der Schule nicht zu verlieren.

Horst Linier
(Schulleiter des Gymnasiums Neckargemünd)       

Ende 2002 verfasst


Brief von Horst Linier zum 20-jährigen Abijubiläum 2006

 

Das Gymnasium Neckargemünd 20 Jahre nach Ihrem Abitur - Eine kurze Bilanz des Schulleiters (April 2006)

Liebe Ehemaligen des Abiturjahrgangs 1986,

gerne habe ich mich bereit erklärt, den ehemaligen Abiturienten des Jahres 1986 ein paar Eindrücke von der gegenwärtigen Situation ihrer alten Schule zu mitzuteilen.

Aus einem Fragekatalog Ihres Mitschülers Holger Thons entnehme ich, dass im Fokus des Interesses der Veränderungsprozesse der Schulen und der Schülerpopulation allgemein und des Gymnasiums Neckargemünd im Besonderen liegt.

Ich bin seit 1996 am Gymnasium Neckargemünd und kann die letzten 10 Jahre bewerten, wobei ich keine Gewähr für Vollständigkeit und Detailgenauigkeit übernehme.

Das Abitur haben Sie schon nach dem neuen Modus (NGO) abgelegt. Diese Organisationsform der Oberstufe in Kursen wurde in wichtigen Punkten beibehalten, die Klassenverband ist nach wie vor aufgehoben, allerdings hat man im Jahr 2004 einige Reformen eingeführt: Um eine zu starke Spezialisierung in den Leistungskursen zu verhindern, hat man die Wahlfreiheit insoweit eingeschränkt, als alle Schüler wieder zumindest Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache als Abiturfach belegen müssen. Theoretisch könnte man also von einer „Teilbelebung des Klassenverbandes“ sprechen. Dies ist aber wirklich nur eine Belebung in Teilen, die sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Grund- und Leistungskurse gibt es seitdem auch nicht mehr. Heute spricht man sinnigerweise von zweistündigen Fächern, von Profil- und von Neigungsfächern (vierstündig), die je nach Wahl auch doppelt gezählt werden können (wie ehedem die Leistungskurse). Auch Naturwissenschaften sind in der Oberstufe nach der Reform der Reform stärker vertreten. In der Regel muss man zwei belegen. Was ganz neu ist, ist das so genannte Seminarfach, das in 12/1 und 12/2 belegt werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf dem Methodentraining. Schüler recherchieren selbständig, präsentieren ihre Ergebnisse und stellen sich einem Kolloquium. Damit kann man sich auch unter bestimmten Bedingungen mündliche Prüfungsteile ersparen. Es werden weniger Klausuren geschrieben als zu ihrer Zeit, dafür müssen die Schüler in 3 Fächern „besondere Leistungen“ erbringen. Das sind Präsentation, Experimentalvorträge usw.
In der Oberstufe werden „grafikfähige Taschenrechner“ zum Rechnen eingesetzt. Die jungen Leute sollen nicht wertvolle Zeit mit langweiligen Rechnungen verschwenden, sondern vielmehr auch mathematische Probleme reflektieren. Das wird demnächst bis zur Unterstufe ausgeweitet.
Insgesamt ist das System für die Schulverwaltung noch etwas komplizierter geworden.

Was hat sich sonst noch geändert.
Im Halbjahr gibt es keine Zeugnisse mehr, sondern nur noch Halbjahresinformationen, auch „Kontoauszug“ genannt. Damit wird den „Saisonarbeitern“, jenen also, die erst im 2. Halbjahr zu arbeiten anfangen, das Leben schwer gemacht.
Seit dem letzten Schuljahr schreiben die Schüler nur noch 4 Arbeiten im Jahr. Dafür sollen sie im methodischen Bereich besser ausgebildet werden und vor allem auch das Präsentieren lernen. Jeder Schüler ab Klasse 7 muss pro Jahr in einem Fach seiner Wahl eine so genannte „GFS“ (gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) ablegen.

Im Jahr 2004 begann mit G8 ein großes Reformprogramm in der Bildungspolitik. Die Schulen sind aufgefordert, die damit verbundenen höheren Wochenstundenzahlen phantasievoll abzufedern. Wohl dem der die personellen und sachlichen Ressourcen dafür hat. Besonders wichtig ist hier vor allem die Möglichkeit, Freistunden sinnvoll zu verbringen und ein Mittagessen anbieten zu können. Kooperation mit außerschulischen Institutionen, ein stärkeres Angebot an phantasievollen Arbeitsgemeinschaften, Hausaufgabenbetreuung und diverse Organisationsformen des selbstorganisierenden Lernens (SOL) sind hier gefragt. Der Weg in irgendeine Form der Ganztagsschule ist wohl nicht aufzuhalten. Auch das Gymnasium Neckargemünd hat sich dafür entschieden.

Eine gewisse Verlegenheit erzeugt bei mir die Frage, wie Schüler und Lehrer „heute ticken“.
Ich habe dazu keine empirischen Untersuchungen. Ich kann nur feststellen, dass heutige Schüler in Neckargemünd – im Großen und Ganzen (d. h. wie immer von Ausnahmen abgesehen) angenehme Zeitgenossen sind. Zwar sind mir die Schüler in den Mitverantwortungsgremien (SMV) insgesamt zu zahm und zu lahm; man kann aber mit ihnen sehr gut kooperieren und ab und zu bereichern die Akteure immer noch durch sinnvolle Aktivitäten das Schulleben.
Die Lehrer am Gymnasium sind aktiv wie eh und je; nicht nur innerhalb des Unterrichts, sondern auch bei vielen interessanten außerunterrichtlichen Veranstaltungen. Ich denke, hier sind wir nach wie vor „spitze“.

Wer geht heute auf’s Gymnasium Neckargemünd?
Die Einzugsbereiche haben sich seit dem Vollausbau des Gymnasiums Bammental leicht geändert. Die meisten Schüler aus dem Elsenztal, sowie aus Gaiberg und Gauangelloch besuchen - wie erwartet und geplant - unsere Nachbarschule in Bammental. Nur noch wenige Schüler aus diesem Bereich gehen auf das Gymnasium Neckargemünd.
Unsere treuesten Schüler kommen wie ehedem aus dem Steinachtal.
Die Sozialstruktur der Schule dürfte sich im Vergleich zu Ihrer Schulzeit nicht wesentlich geändert haben. Unser Ausländeranteil ist gering, die Herkunftsmilieus der Schüler sind relativ homogen. Das hat sicherlich positive Auswirkungen auf das Schulklima.

Die einschneidendste Veränderung der letzten Zeit war – wie Sie sich vorstellen können, die Schulhausbrandkatastrophe und deren Bewältigung. Dazu ist viel gesagt und geschrieben worden. Man könnte aber noch Bücher darüber schreiben. Dies will ich hier nicht tun:

Am 30. Mai 2003 wurde ich als neuer Schulleiter am Gymnasium Neckargemünd mit einem schönen Fest in der Aula in mein Amt eingeführt. Da anschließend die Pfingstferien begannen, fuhr ich mit meiner Familie in Urlaub in die Toscana.
Am Montag hatte ich den ersten Fahrstress verdaut und sonnte mich am Strand. Gleichzeitig lasen die Neckargemünder in der RNZ, dass das Gymnasium einen neuen Schulleiter hat.
Nachmittags um zwei teilte mir meine Tochter ganz lapidar mit: „Du, ich hab da ne Mail; deine Schule brennt!“. Da ich das für einen schlechten Witz hielt, überging ich diese Mitteilung. Leider stellte sich schon zwei, drei Stunden später der vermeintliche Witz als Wahrheit heraus und so musste ich am nächsten Morgen meine Familie zurücklassen und nach Hause fahren. Was ich hier erlebte, erzähle ich Ihnen – wenn Sie wollen – bei Ihrem Treffen am 20. 5. in Neckargemünd.1
Nur so viel: Sie werden Ihre alte Schule nicht mehr wiederfinden!

Bis dann grüßt Sie


Horst Linier
Schulleiter am Gymnasium Neckargemünd.

 

Neckargemünd, im April 2006